Life, USA

Wie ist das eigentlich in Kalifornien – Führerschein machen und Auto fahren

Nun sind wir also in Kalifornien angekommen und haben uns ein Auto besorgt. Welche Unterschiede gibt es denn beim Autofahren? Fahren echt nur Riesen-Schlitten umher und die Lastwagen sind ewig lang? Welche Unterschiede gibt es im Straßenverkehr oder läuft der so wie in Deutschland? Unsere Auto-Erlebnisse:

Aller Anfang ist…der Führerschein

Tatsächlich. Wer länger als 4 Wochen hier ist (ich weiß nicht ob das für Touristen auch gilt), muss einen Führerschein machen. Brav wie wir sind machen wir das tatsächlich innerhalb der ersten 4 Wochen. Und zwar muss man hierfür zum Department of Motor Vehicles, kurz DMV gehen. Das ist eine Art Führerscheinbehörde. Wir melden uns an und 2 Wochen später haben wir dann an einem Tag die theoretische und praktische Prüfung. Wir üben den Theorieteil mit kostenlosen Apps, die angeblich mit dem DMV zusammenarbeiten. Na dann. Es ist an sich auch nicht besonders schwierig, was wirklich neu ist sind eben Geschwindigkeitsbeschränkungen, Straßenschilder und die ein oder andere Verkehrsregel (Stopp Schilder und so). Abends wenn Lovebug im Bett ist geben wir uns noch den Spaß 😉 Fahrstunde machen wir keine. Wir haben über 10 Jahre unfallfreie Fahrerfahrung, was soll da schon passieren?

Neue Verkehrsschilder lernen mit der App

Die Prüfung

Der Theorieteil wird am PC im Multiple Choice Verfahren abgenommen. Nach jeder Frage bekommt man gleich das Ergebnis ob es richtig oder falsch ist. Bei der dritten falschen Antwort bekomme ich dann doch Bammel. Einige Fragen habe ich noch nie gesehen und rate vor mich hin. Am Ende reicht es wohl doch. Puh. Jetzt bin ich dann doch aufgeregt. Die praktische Prüfung wird im eigenen Auto abgelegt. Witzig, ist ja alles Automatik hier. Also verschalten und abwürgen kann schonmal nicht passieren. Der Fahrlehrer ist ein Amerikaner wie er im Buche steht: Gut „beinand“, lange graue Haare zum Pferdeschwanz gebunden, T-Shirt und Jeansweste drüber. Eher der Texas-Typ würde ich sagen. Mr. EA fährt zuerst, Lovebug bleibt bei mir, nach 10 Minuten parken sie wieder. Er musste einige Manöver fahren, einparken, zeigen wie man bei Ausfall der Lichtmaschine Handzeichen gibt etc. Aber er hat bestanden. Nun bin ich an der Reihe. Ich fühle mich wie 17 und bin auf einmal total aufgeregt. Oh nein. Wenigstens macht Lovebug kein Theater als ich gehe. Mein wohl größtes Problem ist, dass ich ihn eigentlich nicht verstehe…er nuschelt sowas von in seinen Schnauzer, dass ich tatsächlich die Hälfte nicht verstehen kann. Und im Handbuch zur Prüfungsvorbereitung stand auch noch drin, dass man nicht nachfragen darf bei Befehlen des Fahrlehrers…ohoh…nunja, es geht los, wir rollen vom Parkplatz und er quatscht munter los, was er denn schon alles von Mr. EA über mich erfahren hat. Ich nicke und lächle, wenn ich es nicht verstehe. Wir fahren um den Block und grade ist Schule aus. Na super, weiterfahren oder stehenbleiben? Beim stehenden Schulbus muss man stehen bleiben, aber wenn nur die Kids aus der Schule strömen? Hm, ich fahre super langsam, bis er sagt ich soll anhalten, man kann ja bei Kindern nie wissen. Da stehen wir also, nach ein paar Minuten gibt er das Zeichen zum weiterfahren. Teenies auf dem Fahrrad sind noch auf der Straße und ich soll nach 200 Metern Fahrt wieder anhalten. Na gut, kann ich wenigstens nichts falsch machen. Daraufhin fahren wir wieder zum Parkplatz des DMV zurück. Kein Manöver, kein Einparken. Ich habe bestanden 🙂

Danach gehts zum Foto machen und wir bekommen einen provisorischen Führerschein mit, der echte wird in einigen Wochen zugeschickt und dient in USA eigentlich auch als Ausweis. Dann kanns ja bald „legal“ losgehen.

Das Fahren

Das Fahren ist an sich nicht besonders anders als in Deutschland. Rechtsverkehr. Blinken, Bremsen, Gas geben. Aber ein paar Unterschiede gibt es doch.

Typische kalifornische Straßenkreuzung

Geschwindigkeit

Die maximale Geschwindigkeit sind 65 Meilen pro Stunde (Miles per hour mph) auf der Autobahn. Das sind etwa 105 Kilometer pro Stunde…für deutsche Verhältnisse super langsam. Aber die Mehrheit hält sich tatsächlich dran. Raser haben wir noch nie gesehen. In Wohngegenden darf man 25 mph fahren, was etwa 40 kmh entspricht. Da würde ich sagen nehmen es die Amis nicht soo genau und rasen schon auch mal schneller durch. Aber alles in allem nur eine Frage der Gewohnheit. Naja 65 mph ist echt lahm 😉

Schilder und Verkehrsregeln

Es gibt regelrechte Schilderwälder. Vor allem was das Parken angeht. Es wird jede Ausnahme auf ein Schild gedruckt, und wenn man nur 2 Stunden die Woche dort NICHT parken darf weil die Müllabfuhr kommt. Oft sind diese aber echt klein und man muss sich direkt vors Schild stellen um alles lesen zu können. Und dann muss man es auch noch verstehen. Auch gibt es einige Schilder, die wir tatsächlich noch nie gesehen haben. Aber mit normalem Menschenverstand kann man die Bedeutung meist doch erraten.

Rechts-vor-links gibt es nicht. Es wird alles mit Stopp Schildern geregelt. Und dann wiederum gilt: wer als erstes da ist darf als erstes fahren. Wenn 4 Autos fast gleichzeitig an der Kreuzung ankommen manchmal etwas verwirrend, da ist man dann vom wohlwollenden Winken der anderen abhängig. An manchen Straßen weiß man auch nicht sofort ob die Nebenstraße nun wirklich ein Stoppschild hat oder nicht.

Man darf IMMER rechts abbiegen (außer ein Schild verbietet es, was sehr selten ist). An der roten Ampel darf man drüber fahren und wenn nichts kommt abbiegen. Das ist manchmal echt praktisch. Sollte man sich auch in Deutschland mal überlegen.

Überholen darf man von allen Seiten. Man muss also nicht erst auf die linke Spur fahren. Leider ergibt sich dadurch ein Gemisch an schnellen und langsamen Fahrzeugen auf allen Spuren. Was den Verkehr nicht besonders flüssig macht, wenn auf einmal auf 3 von 4 Fahrbahnen LKWs vor einem hinzuckeln. Aber mei, anderes Land, andere Sitten.

Straßen

Breite und große Straßen. Trotzdem immer voll.

Die Straßen sind rieeeesig. Klar in so einer Millionenmetropole ohne öffentlichen Nahverkehr gibt es unendlich viele Autos. 10- oder 12-spurige Straßen sind eher die Regel als die Ausnahme. Und diese sind tatsächlich immer voll und Stau gibt es täglich. Die Amis scherzen, dass die Rush Hour täglich von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr abends ist. Und damit haben sie gar nicht so unrecht 🙁 Die Abgase und die verlorene Zeit im Stau interessiert wohl die wenigsten.

Die Fahrbahnen sind schön breit, den Größen der Autos angepasst würde ich sagen. Denn Kleinwagen gibt es fast nicht. Jeeps und SUVs prägen das Bild. Trucks sind auch echt häufig, das kennt man ja aus Deutschland nicht so. Aber mei, solange man Platz hat gewöhnt man sich auch daran.

Parken

Parken mit schön viel Platz dazwischen

Das Parken ist meist auch lässig. Jeder hier ist auf Autos eingestellt (wie gesagt es gibt keinen ÖPNV), daher hat jeder noch so kleine Laden einen Parkplatz. Teilweise sind sogar noch Freiräume zwischen den Parkplätzen, dass man gut und mit viel Platz aussteigen kann. Das ist schon angenehm mit Kind im Kindersitz.

Waffen im Handschuhfach

Wir wurden bereits von mehreren Personen darauf hingewiesen, immer eher defensiv zu fahren und nicht auf Vorfahrt oder den freien Parkplatz zu bestehen. Denn tatsächlich haben einige Waffennarren ihre Pistole im Handschuhfach. Und wenn dann mal einer richtig ausflippt ist die Knarre nicht weit. Das verschreckt mich tatsächlich und ich bin ein super braver Autofahrer und lasse mich lieber auf keine Konfrontation ein. Man weiß ja nie wer am anderen Steuer sitzt….

Fazit

Führerschein machen war eine (im Nachhinein) witzige Erfahrung, der Rest spielt sich ziemlich schnell ein. Ich bin ein schön defensiver Fahrer geworden. Glücklicherweise haben wir einen Tempomat, sonst würde der Fuß auf der Autobahn einschlafen von der ständig gleichen Geschwindigkeit 😉

Was findet ihr seltsam oder gut? Hättet ihr euch anderes gedacht? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich akzeptiere