So, nun sind wir nun fast ein dreiviertel Jahr in den USA und langsam aber sicher kann ich einiges über die Unterschiede in der Baby- und Kleinkindzeit zwischen USA und Deutschland sagen*. Nunja, einiges finde ich entspannter, einiges finde ich ganz schlimm. Aber lest selbst:
1. Stillen
Stillen ist hier wirklich das Normalste auf der Welt. Wie ich schon in meinem Beitrag über Stillen nach 12 Monaten geschrieben habe ist das „Langzeitstillen“ hier total normal. Es wird viel Unterstützung angeboten, sei es durch die La Leche Ligue, die oft Treffen anbietet oder eigene Beraterinnen in den Kliniken. Hier wird allerdings viel mit Milchpumpe und Flasche gemacht, da viele Mamis nebenher arbeiten gehen. Aber es wird nicht abgestillt sondern sich so beholfen, was ich eine tolle Sache finde! Man ist kein Sonderling, wenn man sein Kind mit 14 Monaten noch stillt, sondern ganz normal. Wirklich angenehm.
2. Viele Angebote
Die Mamas, die es sich leisten können, bleiben daheim. Und das sind im reichen Kalifornien auch einige 😉 Deswegen gibt es wirklich sehr viele Angebote, die man nutzen kann. Sei es die Vorlesestunde in der Bücherei oder die Krabbelgruppe, die aber bis 3 Jahren geht. Da habe ich von meinen deutschen Mamis, die zuhause sind leider anderes gehört, nämlich dass ab einem Jahr die Angebote rapide abnehmen weil eben so viele Mamas wieder zurück in die Arbeit gehen. Es gibt auch sehr viele „Indoor“ Spielplätze, die jetzt nicht so mein Fall sind, aber wo man seinen Nachmittag auch gut verbringen kann. Ich bin daher sehr froh über die Vielzahl an Angeboten.
3. Kinderwagen – ohne Liegefläche
Eines der Dinge, die wirklich gar nicht gehen sind die Kinderwägen hier. Es gibt so gut iwe kein Modell mit einer Liegeschale. Alle haben als Erstausstattung quasi den Kindersitz. Ein Kind wird also von Anfang an in einer halbsitzenden Haltung transportiert. Stundenlang. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass der untere Rücken durch zu langes Sitzen in diesen Sitzschalen Schaden nehmen kann. Meine Hebamme schärfte mir damals ein: „Maximal 20 Minuten im Kindersitz, und nur wenn es unbedingt sein muss“. Sowas kennt man hier anscheinend nicht. Die Kids wachsen wirklich in diesen Sitzen auf, denn ohne Auto geht natürlich nichts (sher traurig). Und mit dieses Kinderwägen kann der Autositz gleich auf den fahrbaren Untersatz gesteckt werden. Wie praktisch
4. Snacks – so ungesund
Snacks sind hier das ungesündeste auf der Welt! Letztens war doch tatsächlich eine Mama mit einer Dose Pringles am Spielplatz für ihr unter2-jähriges Kind. Leider sind auch in fast allen anderen Snacks und Knabbereien, die man hier kaufen fast fast immer Zucker, Salz oder recht viel Fett (weil irgendwie frittiert) enthalten. Das scheint aber auch niemanden zu stören! Die einzigen, die mal Obst mit am Spielplatz dabei haben, sind die anderen europäischen Mamas. Die USA-Mamas sind leider wirklich oft mit dem zufrieden, was es hier so gibt bzw. sie kennen es gar nicht anders. Oder denken nicht weiter darüber nach, was sie ihrem Kind da geben. Mit schön viel Zucker und Fett. Wir europäischen Mamas versuchen in den Läden dann die Dinge ausfindig zu machen, die nicht gewürzt sind und nicht frittiert, eine wahre Königsdisziplin. Aber ab und zu werden wir fündig oder backen einfach selbst was nach.
5. Wenig Naturbezogenheit
Entweder kenne ich die falschen Leute, aber leider ist es mit der Natur hier nicht weit her. Sobald eine Wolke am Himmel auftaucht gehen alle sicherheitshalber mal nicht mehr raus. Es könnte ja regnen. Ich habe tatsächlich Bekannte, die sind den ganzen Winter mit ihrem Kind nicht rausgegangen. Man bemerke der „Winter“ hier sind tagsüber 16 Grad und Sonne. Klar gibt es auch Regentage, aber nicht so wie in Deutschland an denen es quasi durchregnet. Umso mehr finde ich die Einstellung hier etwas schade. Viele Kinder dürfen dann eben nicht raus und sind meiner Meinung nach dann eben nicht besonders ausgelastet. Und die Eltern wiederum beschweren sich dann…ein weiteres Thema ist diese Übervorsicht, die ich hier schon einmal verbloggt habe.
6. Kita-Plätze ja – Qualität mies und ziemlich teuer
Ja es gibt Kita Plätze. Ich habe mir ja ein paar Einrichtungen angesehen, wobei ich festgestellt habe, dass ich noch nicht bereit bin für die Kita. Generell gibt es wirklich genug Plätze. Wenn man ein halbes Jahr vorher dran ist, hat man wirklich eine seeeehr große Auswahl. Auch wenn man nur 2 oder 3 Monate vorher auf Suche geht, stehen die Chancen noch gut. Die meisten Kitas sind hier in privater Hand und der Wettbewerb dementsprechend hoch. Leider wirkt sich dieser Wettbewerb weder auf die Preise noch auf die Qualität aus. Die Preise sind im Durchschnitt etwa 700 Dollar für eine 5 Tages- Halbtagsbetreuung (von 8:30 bis 12) und etwa 900 Dollar für eine Ganztagesbetreuung für 5 Tage. Das muss man eben erst mal reinverdienen…Und die Qualität lässt meiner Meinung nach stark zu wünschen übrig. Die Räume sind oft klein und ohne Fenster. Die Spielzeuge sind fast alle aus Plastik. Die Betreuer sehen oft hilflos aus und sind oft nicht aus „Leidenschaft“ Kindererzieher geworden. Über die betonierten Außenanlagen ohne Grün möchte ich erst gar nicht sprechen.
Kennt ihr noch mehr Unterschiede? Ich bin gespannt welche Unterschiede ich in den nächsten Monaten noch kennenlernen darf.
*Dies sind die Erfahrungen, die ich während meiner Zeit in USA machen durfte. Diese sind alle persönlich und subjektiv und sicher von Region zu Region und Person zu Person verschieden. Meine Erfahrungen sollten daher nicht als allgemeingültig angesehen werden